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1261. Dezember 16. Breslau im Chor der Minoriten zu St. Jacob.

f. 6 p. Lucie.

Heinrich (III.) und Wlodezlaus, Herzoge von Schlesien, gestatten der Stadt Breslau innerhalb des Bezirks ihrer Stadtmauer den Gebrauch des Magdeburger Rechts mit der Modifikation, dass die grössere und kleinere Busse hier statt 60 resp. 8 solid, nur 30 resp. 4 betragen und die 3 jährlichen Vogtdinge, wenn sie auf einen Feiertag treffen, nicht ganz ausfallen, sondern nur verschoben werden sollen. Was zur Zeit der Minderjährigkeit der Herzoge die Breslauer in Betreff der Fleischbänke und der Gärten vor der Stadt infra fossata prime locacionis widerrechtlich und zum Schaden der Herzoge sich angemasst, lassen dieselben ihnen jetzt im Wege der Gnade, unterwerfen die Bewohner der Sandinsel (in aggere b. Marie) des Fleckens des heil. Moritz und die Besitzer von Höfen und Gärten vor der Stadt infra fossata prime locacionis der städtischen Jurisdiktion, gewähren den Bürgern die Viehweiden auf beiden Seiten der Oder, und den nach Breslau Anziehenden, wenn sie Familie mit sich bringen und sich Häuser bauen, Steuerfreiheit auf ein Jahr, reserviren sich aber für ihr Gericht die Münzsachen, die Steuersachen der herzoglichen Kammern, die herzoglichen Zölle et nostrum judicium infra civitatem und erklären endlich alle sonst über die Gründung der Stadt erlassenen Privilegien für abgeschafft (vergl. No. 1090).

Z.: Die Herzogin Mutter (Anna), Thomas Bischof von Breslau, Bruder Herbord, Graf Joh. von Würben, Graf Janussius, Graf Stosso, Graf Bertold, Graf Conrad Suevus, der herzogliche Notar Mag. Walther, Everhard und Symon dessen Bruder.


Aus dem Or. St.-A. M. 19 bei (Drescher) diplom. Nebenstunden p. 60, Tzschoppe und Stenzel 364. Gaupp magdeburghallesche Recht 331. Korn Bresl. Urkundenbuch S. 28. Aelterer mangelhafter Druck bei Lünig Reichs-Archiv tom. XIV. 230. Bei Drescher finden sich Abbildungen der 3 damals (1774) noch an der Urkunde befindlichen Siegel (Herzog Heinrich, Herzogin Anna, Graf Joh. von Würben, über letzteres vergl. Stenzel im Bericht der schlesischen Gesellschaft 1841, S. 137, nicht zu verwechseln mit dem Pfeilwappen der Würben, von denen Bischof Heinrich I. abstammte, die Siegel des Bischofs Thomas und des Herzogs Wladislaw waren verloren gegangen. Im Laufe der Zeit ist dann auch das noch zu Klose's Zeit (Ende des XVIII. Jahrh.) vorhandene Siegel der Herzogin Anna verloren gegangen. Stenzel fand nur noch 2 Siegel vor, er irrt jedoch, wenn er vermuthet, an den übrigen Seidenstreifen hätte nie ein Siegel gehangen. Ebenso ist die Angabe Korn's, jetzt wäre nur noch das Siegel Johann's von Würben vorhanden, irrig, das Siegel Heinrichs hängt noch wohlerhalten an der Urkunde. Neben dieser Urkunde giebt es noch eine zweite Ausfertigung, bei welcher ein grosses Stück in der Mitte, grade die wichtigsten Bestimmungen enthaltend (vergl. darüber Tzschoppe und Stenzel 366, Anm. 1), fehlt. Stadtarchiv A. 9. An dieser hängen dieselben Siegel wie an M. 19, und zwar fehlt hier nur das Siegel Wladislaws.


Codex Diplomaticus Silesiae, Bd. 7, 1875; Regesten zur schlesischen Geschichte, Th. 2: Bis zum Jahre 1280. Herausgegeben von Colmar Grünhagen.